Mai 2021 – mein analoger Workflow (Mittelformat)

Exkurs: Entwickeln meiner Filme. Ich beschreibe hier meinen Workflow, um jungen Fotografinnen und Fotografen, die sich mit analoger Fotografie auseinandersetzen und ihre Filme selbst entwickeln wollen, ein wenig Hilfestellung zu geben. Zuerst der Ablauf, dann ein paar Bemerkungen. (Ich betone: Es ist mein Weg und kein Königsweg. Es gibt auch andere Vorgehensweisen, andere Hersteller, usw.)

Kurzer Ablauf, z.B. bei Mittelformat-Kodak Tmax 400 (alle Bäder bei 20ºC):

Entwicklung:  12 min mit Kodak D-76 (1+1) im 500 ml Kindermann-Edelstahltank

Erste Minute ständig bewegen, dann alle 30 sec 2x kippen.

Keine Vorwässerung.

 

Stoppbad:       1 min stoppen mit Tetenal Indicet (1+19)

Ständig bewegen.

 

  1. Fixierbad: 3 min fixieren mit Tetenal Superfix (1+4)

Ersten 30 sec ständig bewegen, dann alle 30 sec 2x kippen.

  1. Fixierbad: 3 min fixieren mit Tetenal Superfix (1+4)

Ersten 30 sec ständig bewegen, dann alle 30 sec 2x kippen.

 

Klärbad:          2 min „klären“ mit Tetenal Lavaquick (1+19)

Alle 30 sec 2x kippen.

 

Wässern:        15 min wässern nach modifizierter Ilford-Methode

Alle 2 min ein Wasserwechsel, ständig kippen.

 

Netzmittelbad: 1 min in weichem Wasser mit 2 Tropfen Tetenal Mirasol

Keine Bewegung.

 

Trocknen:       bei Raumtemperatur über Nacht im Durst UT100,

staubfrei. Ohne Abstreifer und Finger.

 

Bemerkungen zu Materialien und Methoden

Zu Kodak D-76: Seit 1982 arbeite ich mit der „geeichten“ Film/Entwickler-Kombi „Kodak Tri-X/D-76“. Als aber 1987 die neuen Tmax-Filme auf den Markt kamen, wechselte ich zu Tmax 400/D-76 und arbeite immer noch mit dieser Kombi. Gelegentlich probierte ich auch andere Entwickler aus und kam doch immer wieder zu D-76 zurück. Die drei Parameter Filmempfindlichkeit, Korn und Schärfe sind bei D-76 ziemlich ausgeglichen. Kein Parameter wird auf Kosten der anderen „überbetont“.

Mit zunehmender Alterung, über 2 Monate, arbeitet die Lösung einer angebrochenen Vorratsflasche D-76 kontrastreicher. Diesen alten übrig gebliebenen Inhalt verwendete ich dann nicht mehr. Die Autoren Troop & Anchell schrieben in ihrem Buch „The Film Developing Cookbook“, dass der pH-Wert von D-76 mit der Zeit steigt und dadurch die Substanz Hydrochinon aktiver wirkt. Mit dem Ergebnis der kontrastreicheren Entwicklung. Kodak selbst empfiehlt in seinem D-76-Datenblatt von 2002, angebrochene Vorratslösungen nur 2 Monate aufzubewahren.

Xtol soll eine Weiterentwicklung von D-76 sein und enthält kein Hydrochinon mehr. Ähnlich wie Xtol soll auch der Adox XT III sein. Mit dem Adox experimentiere ich gerade. Vielleicht löst der mal bei mir den D-76 ab.

Möchte ich mehr Kantenschärfe haben, nehme ich meinen zweiten Entwickler – den Kodak HC-110. Beim Mittelformatfilmen in der Verdünnung 1+39 und bei Planfilmen 1+30.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass man bei der Entwicklung pro Film aus Sparsamkeitsgründen nicht unter die Mindestmengen-Angaben der Hersteller geht. In den Entwickler-Datenblättern schreiben die Hersteller, wie viel Filme man pro 1 Liter entwickeln kann. Ich nehme mindestens 200 ml D-76 Vorratslösung pro Film, egal ob 6×6 Mittelformat oder 8×10 Planfilm. Bei den Experimenten mit Adox XT III ebenfalls 200 ml, obwohl Adox nur 100 ml pro Film angibt. Beim HC-110 mindestens 6 ml Konzentrat pro Film, manchmal sogar 10 ml. Zwar kann man unter die Mindestmengen-Angaben gehen und entwickeln, aber der Film ist dann nicht ausentwickelt. Er wirkt im Vergleich „dünner“.

Zu Kodak Tmax 400: Dieser moderne Flachkristall-Film reagiert auf die Entwicklungsparameter „Zeit“ und „Temperatur“ empfindlicher als die herkömmlichen Filme, z.B. HP5. Bei meinen Tests habe ich festgestellt, dass eine 10%ige Abweichung eine fast 35%ige Kontraststeigerung zur Folge hatte, z.B. wenn man statt 10 Minuten etwa 11 Minuten entwickelt oder wenn die Entwicklungstemperatur um 1ºC wärmer ist. Bei herkömmlichen Filmen scheint es umgekehrt zu sein, eine 30%ige Abweichung bringt eine 10%ige Veränderung. Es ist also wichtig, wenn man mit Flachkristall-Filmen arbeitet, die Zeit und die Temperatur während der Entwicklung konstant zu halten.

In den sommerlichen Monaten mache ich die Entwicklung in einem Wasserbad und im Kindermann-Edelstahltank. Im Hochsommer entwickle ich überhaupt keine Filme, da hat das Badezimmer fast 30ºC. In meiner Dunkelkammer im Keller habe ich leider keinen Wasseranschluss.

Beim „Eichen“ dieser Kombi mit dem Studioblitz fiel mir auf, dass die effektive Empfindlichkeit immer etwas niedriger war als bei Tageslicht. Bei Tageslicht waren es 200 ASA und beim Studioblitz 160 ASA (so 1/3 – 2/3 Blende weniger). Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Lichtspektrum der Blitzröhre nicht ganz identisch mit dem Lichtspektrum des Tageslichts ist.

Zweibad-Fixierung: Bei dieser Methode wird die Fixierung in zwei Bäder und zwei Zeiten aufgeteilt. Es werden zwei Bäder gleichen Volumens verwendet. Die Filme werden für die halbe Fixierzeit im 1. Bad fixiert und für die restliche Zeit im 2. Bad. Nach der Badausnutzung (16 Filme pro Liter ergaben meine Tests) wird das 1. Bad weggegossen. Das 2. Bad wird nun zum 1. Bad und logischerweise wird eine frische Lösung für das 2. Bad angesetzt. Diesen Prozess kann man bis zu 5mal wiederholen, dann werden erneut zwei frische Lösungen angesetzt. Ziel ist es, dass immer relativ frischer Fixierer an den Film gelangt. Der Fixierer sollte auch konzentrierter angesetzt sein als die Hersteller manchmal angeben, z.B. eher „1+4“ als „1+7“.

Als ich noch nicht mit dieser Zweibad-Methode und aus Sparsamkeitsgründen nur mit der „1+7“-Verdünnung arbeitete, kam es öfters vor, dass ich den Tmax 400 nachfixieren musste. Aber als ich die Zweibad-Methode mit der stärkeren Konzentration verwendete, war eine Nachfixierung nicht mehr nötig.

Das Klärbad: Die im Negativ verbliebene Restchemie wird mit Hilfe des Bades in der anschließenden Wässerung gründlicher ausgewaschen. Ich verwende dieses Bad, um archivfeste Negative zu bekommen, die den schädlichen Umwelteinflüssen besser standhalten können. Archivfest deshalb, weil ich mir die Option offenhalten wollte, wenn ich nach Jahren ein Negativ erneut interpretieren möchte, so sollte es nicht durch Umwelteinflüsse verfärbt bzw. beschädigt sein. Was bis jetzt auch geklappt hat.

Wässerung: Zur Archivfestigkeit gehört auch eine gründliche Wässerung. Anfangs habe ich mit einer 15minütigen fließenden Wässerung gearbeitet, aber der Wasserverbrauch war mir irgendwann zu hoch. Ebenso effektiv ist die Wässerung nach der Ilford-Methode, die ich etwas modifiziert habe:

20ºC warmes Wasser wird in den Entwicklungstank gegossen und anschließend 1 min lang gekippt. Danach ausgegossen und erneut mit Wasser gefüllt. Diesmal 2 min lang gekippt und dann erneut ausgegossen. Nochmal mit Wasser gefüllt und wieder 2 min lang gekippt usw. bis die 11. Minute erreicht ist. Erneut wird frisches Wasser eingefüllt und diesmal ohne zu Kippen 4 min lang stehen gelassen, sodass der Film insgesamt 15 min mit Wasser in Berührung war.

Netzmittelbad: Ein anderer Entwicklungstank mit weichem Wasser und zwei Tropfen Mirasol steht bereit. In diesen lege ich für eine Minute die Spirale mit dem Film, ohne sie zu bewegen. Ich nehme deshalb zwei verschiedene Tanks, weil sich das Netzmittel Mirasol beim Reinigen des Tanks nicht immer vollständig beseitigen lässt. Erkennt man daran, dass beim erneuten Entwickeln eines Films der Entwickler übermäßig schäumt. Bei den Edelstahltanks ist mir das noch nie passiert – sie lassen sich sehr gut reinigen. Zum Schluss wird der Film in die Filmkabine des Durst UT 100 gehängt.

Früher hatte ich destilliertes Wasser aus dem Baumarkt als „Schlusswasser“ verwendet, aber es kam immer wieder vor, dass diese Wasser Keime enthielt. Erkennbar an kleinen, weißen, dünnen Streifen im Wasser. Vor ein paar Jahren bekamen wir hier in Salzgitter sehr weiches Harzwasser. Seitdem verwende ich es als „Schlusswasser“ und es funktioniert. Es gibt keine Trocknungsrückstände und keine Kalkflecken auf dem Film.

Allgemein:

Die einzelnen Bäder setze ich in hellen 500 ml Glasflaschen an, die sich in einem Schrank in meiner Dunkelkammer befinden. Da ich früher mehr fotografierte als heute, waren die Bäder in 1000 ml Glasflaschen. Wenn heute 8-9 Filme verarbeitet worden sind, setze ich in den 500 ml Flaschen neue Bäder an, wobei die Fixierbäder nach der Zweibad-Methode angesetzt werden.

Mein Ziel ist es, archivfeste, technisch korrekte Negative zu bekommen, die mir als Ausgangsmaterial bei der Weiterverarbeitung für meine Interpretationen dienen. Mit „technisch korrekt“ meine ich Negative, die Zeichnung in den Schatten und Lichtern haben. Erst bei der Weiterverarbeitung entscheide ich mich, ob ich die Schatten nicht wieder ein bisschen zulaufen lasse. Ja, ich liebe das Schwarz in der Fotografie, obwohl ich keine schwarzen Hintergründe mag.

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