Mai 2023
Der Staudensellerie und die Radieschen (Foto 39) wurden mit dem Fomapan 400 aufgenommen. Der Blätterbereich vom Sellerie wurde vergrößert und die roten Radieschen aufgehellt (sie liegen ungefähr in Zone VIII). Einige Blätter sind nachbelichtet worden. Hier habe ich die Kornstruktur des Films durch partielle Kontraststeigerung betont (siehe den Hintergrund). Das Korn ist für mich ein Stilmittel in der Fotografie, das ich mehr oder weniger sichtbar mache. Das Foto wirkt dadurch für mich rauer, ursprünglicher.
Warum nicht in die Anfänge der Fotografie zurückgehen? Nicht dort verharren. Nein, von dort neu starten, um einen Weg der Abgrenzung zur KI zu finden. Der Malerei ist es damals, als die Fotografie aufkam, auch gelungen. Mal sehen, wohin der Weg führen wird.
Ich glaube, dass die Bedeutung von Negativen oder RAW-Dateien weiter zunehmen wird. Redaktionen von Zeitungen oder Magazinen werden sich diese Originale zeigen lassen, wenn sie wahre Geschichten veröffentlichen wollen, um sich vor generierten Fakes der KI zu schützen. Vielleicht tun sie es schon. Sorry, ich bin abgeschweift.
Analoge Daten: 8×10‘ Fomapan 400@64 ASA in Adox XT-3 (1+1) für 10,5 Minuten in Rotation bei 18º
Erfahrungen mit dem 8×10‘ Fomapan 400
Die gleiche Aufnahme vom Staudensellerie und den Radieschen habe ich mit dem 8×10‘ HP5+@160 ASA in Adox XT-3 (Stock) für 8 Minuten in Rotation bei 18º gemacht. Hier beide Negative im Vergleich mit VueScan „weich“ (linear) gescannt. Alle Scanparameter waren abgeschaltet – bis auf den Weißpunkt, der leicht angepasst wurde. In Photoshop wurden nur der Staub und die Fusseln entfernt.
Links der HP5+ und rechts der Fomapan 400.
Bei beiden Negativen liegt der weiße Hintergrund ungefähr in Zone VIII. Da sollte er auch hin. Es gibt einen Unterschied bei den roten Radieschen. Beim Fomapan sind sie einen Zonenwert/Blende heller als beim HP5+. Dort liegen die Radieschen etwa in Zone V. Man kann daraus schließen, dass der Fomapan rotempfindlicher ist als der HP5+. Was aber kein Manko ist – man sollte es nur wissen. Die tonwertmäßige, unterschiedliche Darstellung des Staudenselleries führe ich auf die unterschiedlichen Spektralempfindlichkeiten der beiden Filme zurück.
Das Korn vom Fomapan 400:
Hier ein Vergleich zwischen HP5+ und dem Fomapan 400, beide in XT-3 entwickelt.
Links der HP5+ und rechts der Fomapan 400. (ein kleiner Ausschnitt des weißen Papier-Hintergrunds).
Es ist ein Screenshot von einer kontrastverstärkten 100% Ansicht in Photoshop, um das Korn sichtbarer zu machen. Durch die Verstärkung wird das Weiß grauer. Eigentlich ist ein 8×10‘ Negativ „kornlos“ – man sieht bei normalen Vergrößerungen kein Korn. In dem obigen Vergleich finde ich das Korn vom Fomapan einen Tick gröber und akzentuierter/schärfer als beim HP5+. Das Korn vom HP5+ wirkt dagegen verwaschener/unschärfer. Das liegt an den unterschiedlichen Entwicklerverdünnungen. Beim HP5+ war es eine Stock-/Stammlösung von XT-3 und beim Fomapan habe ich eine 1+1-Verdünnung von XT-3 genommen. Ich werde Stocklösungen nicht mehr anwenden.
Nächsten Monat berichte ich über meine Erfahrungen mit dem Fomapan 400 und dem HC-110 Entwickler, den ich manchmal verwende, wenn es schnell gehen soll, oder weil das XT-3 Pulver noch angesetzt werden muss.
Exkurs: Infrarot (IR)-Blockierung
Im April 2023 habe ich bei der Entstehung der Basilikum-Aufnahme (siehe Foto 38) geschrieben, dass ich einen modifizierten 1º-Pentax-Belichtungsmesser von ZONE VI benutzt habe, dem intern unter anderem ein IR-Sperrfilter eingebaut war. Ich hatte mich für diesen Belichtungsmesser entschieden, weil mein anderer Belichtungsmesser, der 5º-Minolta Flash-Meter IV, diese IR-Blockierung nicht hat.
Links der 1º- Pentax und rechts der 5º-Minolta
Leider wird der handliche Pentax von ZONE VI nicht mehr produziert, aber in den üblichen Verkaufsportalen ist er gebraucht ab und zu erhältlich. Meiner ist mittlerweile über 30 Jahre alt und funktioniert immer noch einwandfrei.
Die Aufnahme (Basilikum im Gegenlicht) wurde nur mit dem Einstelllicht, eine 650 W Halogenlampe, vorgenommen. Bekannt ist, dass das Halogenlicht einen sehr hohen IR-Anteil hat und die Messzelle eines normalen Belichtungsmessers Infrarotlicht „sieht“ bzw. entsprechend darauf reagiert. Der normale Schwarz-Weiß-Film aber dagegen „sieht“ Infrarotlicht nicht. Die Messzelle empfiehlt also die Blende zu schließen, weil angeblich zu viel Licht vorhanden ist. Machen die Fotografen/Innen das, wird das Negativ unterbelichtet.
Hier mein Halogenlicht-Vergleich der Basilikum-Aufnahme mit meinen beiden Belichtungsmessern, die erstaunlicherweise bei Tageslicht (nicht die späte Nachmittagssonne) ziemlich gleiche Belichtungswerte anzeigen, wenn ich mittels Objektmessung verschieden Objekte (schwarz, grau, weiß) anmesse. Sie haben also keine großen Abweichungen (1/3 Blende) voneinander:
Anmessen der Softbox:
der 1º-Pentax (mit IR-Sperrfilter) gibt bei Blende 64 eine Belichtungszeit von 1 sec. an.
der 5º-Minolta (ohne IR-Sperrfilter) gibt bei Blende 64 eine Zeit von 1/8 sec. an.
Das sind in diesem Beispiel 3 Blenden Unterschied. Je nach IR-Reflexionseigenschaft der Objekte können die Unterschiede größer oder kleiner als in diesem Beispiel ausfallen. Anders ausgedrückt: das Negativ wird bei einer 1/8 sec. um 3 Blenden unterbelichtet. Der weiße Hintergrund (die Softbox) wäre ein mittleres Grau und die zarten, hellen Blätter des Basilikums wahrscheinlich nicht sichtbar. Die 1 sec. Belichtung ist der passende Wert für diese Basilikum-Aufnahme. Zwei weitere, andere Gegenlicht-Aufnahmen (siehe Foto 9 + 10) in Stills habe ich auf die gleiche Weise belichtet.
Nicht nur Halogenlicht ist Infrarot-lastig, sondern auch die späte Nachmittagssonne, sodass auch hier zu dieser Tageszeit Unterbelichtungen drohen. Abhilfe schafft ein IR-Sperrfilter, der entweder beim Messen vor einen externen Belichtungsmesser gehalten werden kann oder man schraubt ihn vors Objektiv einer Kamera mit einem internen Belichtungsmesser.
April 2023
Langsam fließt das Schwarz aus den Blättern in den Topf – Basilikum im Gegenlicht (Foto 38-Ausschnitt). Es ist der mittlere Teil eines Triptychons aus der Werkgruppe „Blätter“.
Hier die Entstehung der Aufnahme:
Der Basilikum-Topf stand in 50 cm Entfernung vor der Softbox (ohne Wabe). Die Kamera mit 240 mm-Objektiv war etwa 80 cm vom Topf entfernt. Der Topf stand auf einem weißen Passepartoutkarton. Die Aufnahme wurde nur mit dem Einstelllicht (650 W Halogen) des Blitzkopfes gemacht. Rechts und links standen schwarze Abschatter – keine Aufhellung von vorn. Mit einem modifizierten 1º Pentax-Spotmesser von ZONE VI habe ich zwischen den Stengeln das Einstelllicht gemessen (Die Modifizierung des Spotmessers besteht darin, dass der Messzelle intern vier Filter (u.a. Infrarot- und UV-Blockierung) vorgeschaltet sind, um die Spektralempfindlichkeit der Zelle an die Spektralempfindlichkeit eines klassischen Schwarz-Weiß-Films annähernd anzupassen, um Belichtungsabweichungen zu minimieren. Wer es genauer wissen möchte, sollte im Netz nach „ZONE VI Newsletter No. 37, 1983“, Seite 2-10 suchen).
Da ich im 8×10‘ Nahbereich eine Tiefenschärfe von gut 18 cm brauche, musste die Blende mindestens 64 sein. Die abgelesene Zeit verlängerte ich um drei Stufen, denn dieser helle Wert sollte in Zone VIII liegen. Es ergab eine Zeit von etwa 1 Sekunde. Weil ich den verwendeten Fomapan 400 noch nicht so gut kenne, habe ich wegen des Schwarzschildeffekts die Aufnahme 3 Sekunden lang belichtet. Eine weitere Messung, z.B. auf die Schatten, habe ich nicht gemacht. Ich arbeite nach der Belichtungsmethode für „geeichte“ Film-Entwickler-Kombis bei Normalkontrast von dem Landschaftsfotografen Fred Picker. Er schrieb mal: belichte auf den hellsten, bildwichtigsten Teil, lege ihn in Zone VIII und lass alle anderen Tonwerte fallen, wie sie fallen. Funktioniert bei mir – auch erstaunlicherweise bei Gegenlicht.
Nach einem „weichen“ Scan wurden die im Schatten liegenden Basilikum-Blätter partiell digital noch etwas nachbelichtet (Man könnte auch ein liegendes S sehen). Der obere Teil der Blätter wurde digital perspektivisch vergrößert.
Momentan arbeite ich mit einem für mich neuen Film – dem Fomapan 400, der von einigen Fotografen im Internet durch verschiedene Qualitätsmängel kritisiert wird.
Mein erster Eindruck: zwar hat er bei mir nur effektive 64 ASA, aber er ist genauso „kornlos“ wie der bisher von mir verwendete HP5+, der auf effektive 160 ASA kommt. Mal sehen, wie der Fomapan 400 sich weiter in meinem Workflow verhält.
Analoge Daten: 8×10‘ Fomapan 400@64 ASA in Adox XT-3 (1+1) für 10,5 Minuten in Rotation bei 18º
März 2023
Heute eine Aufnahme-Variante des Obsttellers – Äpfel mit Birnen ohne Obstteller (Foto 37-Ausschnitt). Manchmal erweitere ich mein Konzept „Hinzufügen“, z.B. die Raumebene, mit einem „Weglassen“, z.B. den Obstteller.
Die Tonung ist schon nahe an dem, was ich mir vorstelle. Die Lichter fast ohne Tonung, die Schatten eine kaum wahrnehmbare Sepia-Tonung mit einem Schuss Magenta.
Ab jetzt werde ich meinen Fotos die Aufnahme-Daten hinzufügen. Nicht als Bildunterschrift, sondern hier in „News“, um mich von den KI-generierten Fotos abzugrenzen. Und es bedeutet, dass das Foto von menschlicher Intelligenz in Handarbeit geschaffen wurde.
Analoge Daten: 8×10‘ HP5+@160 ASA in Adox XT-3 (Stock) für 8 Minuten in Rotation bei 18º.
Hier der Beleg:
Februar 2023
Hier die Interpretation eines Obsttellers – Äpfel mit Birnen (Foto 36) in „Stills“. Die einseitige Raumebene wurde digital „reingepinselt“, denn der weiße Papierhintergrund ist zu einer Hohlkehle angeordnet, die eine Raumebene nicht sichtbar macht.
In „Workflow“ unter „Drucken mit Canon Pro 1000 und ImagePrint 11“ beschreibe ich mein Drucken mit ein paar Bemerkungen auch zum FineArt-Papier. Es ist kein Testbericht über den Drucker „Canon Pro 1000“ mit der RIP- Software „ImagePrint 11“. Es ist keine Einführung in das Drucken und er hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es ist auch kein Plädoyer für das Selber-drucken. Ich greife nur ein paar Punkte aus dieser Drucker-Software-Kombi heraus, die für andere, die selbst drucken, ebenfalls von Interesse sein könnten. Jeder Fotograf oder Fotografin muss für sich selber herausfinden, ob oder wie die eigenen Negative oder Raw-Dateien weiterverarbeitet werden sollen.
Januar 2023
Der neue Canon Pro 1000-Drucker ist nun bei mir eingetroffen und ich werde im Februar über meinen Drucken-Workflow berichten.
In „Stills“ zeige ich eine Interpretation von Kohlrabi (Foto 35), mit jeweils zwei Blättern. Als ich diese Anordnung gefunden hatte, gefiel mir die Position des kleinen vierten Blattes beim rechten Kohlrabi nicht – es störte die Komposition. Ich schnitt es mit der Schere ab und schob es etwas nach vorne. Es entstand ein „Blätterdreieck“. Die Flächen der Blätter wurden digital vergrößert.
Seit ein paar Monaten experimentiere ich mit der Tonung meiner S/W-Fotos: Ich reduziere ihre Intensität (um die Sichtbarkeit auf ein Minimum zu begrenzen), verändere die Zusammensetzung der Farben, lasse die Lichter ohne Tonung, mische „kältere“ Farben hinzu. Ich suche nach einer Tonung, die zu mir passt. Dabei helfen mir drei Programme: Photoshop, Silver Efex Pro und ImagePrint mit seiner Split-Tonung.
Dezember 2022
Meine Frau hatte zu ihrem Geburtstag mehrere Blumensträuße bekommen. Zwei davon habe ich fotografiert: einen in der Vase und einen, auseinandergenommen, davor liegend. Ilonas Blumen (Foto 34) sind zu sehen in „Stills“.
In „Vita“ wurden Ergänzungen und kleine Veränderungen vorgenommen.
Eigentlich wollte ich im Dezember meinen Drucker-Workflow vorstellen. Leider muss ich das verschieben, denn der Canon Pro 1000-Drucker hat für mich überraschend nach gut vier Jahren mit der Fehlermeldung „Supportcode B204“ (wahrscheinlich der Druckkopf) seinen Betrieb eingestellt. Es gab nie Probleme mit dem Druckkopf, keine verstopften Düsen, keinen übermäßigen Tintenverbrauch, keine Probleme mit dem Papiereinzug – alles lief einwandfrei. Nun ich habe ihn verkauft und mir einen neuen Canon Pro 1000 gekauft.
Allen ein frohes und gesundes neues Jahr.
November 2022
Die „Stills“ wurden um ein Spitzkohl-Quartett (Foto 33) erweitert. Die Zahl 4 (gleiche Elemente im Foto) habe ich bis jetzt noch nicht in meiner seriellen Arbeit verwendet. Die 8×10-Aufnahme wurde diesmal im Querformat gemacht.
Ich bin wieder in den Ausstellungsmodus gegangen, der seit dem Jahr 2000 ruhte. Nach gut 20 Jahren ist die Motivation zurück, meine Arbeiten öffentlich zu zeigen. Ich habe mich mit vier Still-Fotos (Foto 5, 6, 7, 31) bei der Künstlergemeinschaft „Salzgitter-Gruppe“ beworben, um als Gast in ihrer 60. Jubiläumsausstellung teilzunehmen. Im Jahr 1959 haben sich Künstler, die einen Bezug zu Salzgitter hatten, aus den verschiedenen Kunstgenres zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen und machten jährlich eine gemeinsame Ausstellung. Seit dem 13. November hängen meine Stills für ein paar Wochen in der Ausstellung im „Museum Salon Salder“ hier in Salzgitter. Die Gruppen-Jury bat mich zusätzlich um ein „Artist Statement“ für den Ausstellungskatalog. Einige dieser Aussagen sind auf meiner Webseite unter dem Menüpunkt „Statement“ zu finden.
Oktober 2022
In „Stills“ zeige ich meine Interpretation einer Ananas (Foto 32). Die Grundidee war, „alles kommt aus dem Weiß und endet im Schwarz“.
Hier eine Kurzbeschreibung der digitalen Eingriffe:
Der Hintergrund wurde oben und unten leicht nachbelichtet. Die Ananas selbst bekam einen hellen Tonwert und die Kontraste wurden angehoben, sodass ihre Struktur deutlicher erschien. Die Blätter habe ich digital „verlängert“ und in sehr dunkle Tonwerte geführt. Das Ganze wurde mit einem leichten Sepia-Ton überzogen.
Real, was immer das sein mag, sieht die Ananas natürlich ganz anders aus. Der Druck hängt momentan an meiner Studiowand und ich gehe zu unterschiedlichen Zeiten und Tagen hin, schaue ihn mir an und warte darauf, dass mir mein „inneres Sehen“ weitere Verbesserungen vorschlägt.
September 2022
Der Sommer ist vorbei. Es ist Zeit, wieder fotografisch zu arbeiten.
Diesen Brokkoli (Foto 31) in „Stills“ hatte ich im Frühjahr 2022 fotografiert und vor kurzem digital bearbeitet. Der Brokkoli hatte etwas Besonderes für mich. Hier eine kleine Geschichte darüber:
Pandemiebedingt konnte ich im Jahr 2020 keine Portraits in meinem kleinen Studio machen. Ich suchte nach einem anderen Thema, aber was könnte mich interessieren? Tage und Wochen vergingen ohne Ergebnis. Landschaftsfotografie? Streetfotografie? Nein, ich sehe mich eher als Studiofotograf.
Eines Tages suchte ich im Kühlschrank nach meinem Lieblingskäse und sah einen Brokkoli. Fotografiere doch Gemüse-Stillleben, schoss es mir durch den Kopf. Da war mein Thema. Ich fotografierte den Brokkoli zuerst mit meiner Mittelformatkamera, um herauszufinden, wie er auf einem Foto wirkt. Es gefiel mir, sodass ich anfing, die nachfolgenden Gemüsesorten mit der 8×10‘ Großformatkamera aufzunehmen. Zwei Jahre später merkte ich, dass ich Brokkoli noch nicht mit der 8×10‘ fotografiert hatte. Erkannt und danach getan. Der Brokkoli war also der Einstieg in meine Stills.
Juni 2022
Ein neues Startfoto habe ich für meine Webseite ausgewählt.
In „Stills“ zeige ich eine Blätterstudie der Calathea-Pflanze (Foto 30) als Triptychon.
In „Workflow“ beschreibe ich für die technisch Interessierten in einem Überblick meinen aktuellen „Stills-Workflow“.
Ich mache eine zweimonatige Sommerpause – brauche jetzt Wasser, Sand und Musik.
April 2022
Hier in „Stills“ der letzte Teil „Weiß“ meiner Trilogie „Schwarz-Grau-Weiß“. Zu sehen sind: getrocknete Tulpen (Foto 26), Weißkohl (Foto 27), weiße Artischocke (Foto 28), Muschel-Triptychon (Foto 29).
Inspiriert haben mich die Konzeptkünstlerin Karin Sander und der Künstler Roman Opalka, die beide überwiegend mit der Farbe „Weiß“ arbeiten und ebenfalls in der Doku „Alles kommt aus dem Schwarz und verliert sich im Weiß“ vorgestellt wurden. Zum Beispiel polierte Karin Sander 8 Stunden lang ein Hühner-Ei, sodass sich zum Schluss die Umwelt im Hühner-Ei Glanz spiegeln konnte.
So ähnlich habe ich bei meinem „weißen“ Trilogie-Teil gearbeitet. Durch digitales Abwedeln und selektive Farbkorrektur wurden die hell- und mittelgrauen Tonwerte zu einem Weiß „reduziert“ – natürlich nicht 8 Stunden lang. Da es keine weißen Artischocken gibt und die Farbe der Muschel eher gelblich ist und ein Weißkohl kein schwarzes Kohlblatt hat, sollte man meinen Fotografien nicht trauen. Es sind Konstrukte. Das Muschel-Triptychon zeigt auch eine Bewegung – die Drehung einer Muschel in drei Fotos.
Die getrockneten und gescannten Tulpen sind eine Hommage an den österreichischen Maler Egon Schiele, dessen gemalte Selbstportraits mich beeindrucken. Beim Scannen habe ich die Tulpenblätter zu einem V-Zeichen angeordnet. Dieses Symbol, V-Geste genannt, benutzte Egon Schiele häufig in seiner Kunst. Seine gemalten Personen formten dieses Zeichen mit dem Zeige- und Mittelfinger der flach ausgestreckten Hand. Auch in Portraitfotos, die ihn zeigen, formte Egon Schiele mit seinen Fingern diese V-Geste. Johann Thomas Ambrozy schrieb im Buch „Egon Schiele“ vom Hirmer-Verlag, dass man diese Geste auch als „Ausstrahlung einer göttlich-künstlerischen Kraft“ interpretieren könne.
März 2022
In „Stills“ zeige ich den zweiten Teil meiner Trilogie „Schwarz-Grau-Weiß“: Canteloupemelonen, Granatapfel (Foto 22), Artischocken (Foto 23), Lollo-Bionda-Rosso (Foto 24), Ananas, Guzmania (Foto 25).
Hier habe ich bei meinen Interpretationen mehr graue Tonwerte zugelassen. Inspiriert durch den Fotografen Michael Schmidt, der ebenfalls in der Doku „Alles kommt aus dem Schwarz und verliert sich im Weiß“ vorgestellt wurde. In Schmidts Fotoarbeiten gibt es kein reines Schwarz und kein reines Weiß. Alles ist in verschiedenen Grautönen. Ich bin hier nicht ganz so konsequent, denn ich mag ein reines Schwarz und Weiß in meinen Arbeiten. Natürlich nicht immer an den Stellen, wo die Wirklichkeit sie zeigt.
Februar 2022
Zu sehen sind neue Fotos in „Stills“. Amaryllis-Blüten (Foto 17), Steckrübe(n) (Foto 18 + 19), Marmande-Tomaten (Foto 20), Rispen-Tomaten (Foto 21).
Dieser Teil des Projekts ist beeinflusst durch die abstrakten Werke des französischen Malers Pierre Soulages, der überwiegend mit der Farbe Schwarz arbeitet. Seine Malerei finde ich faszinierend. Entdeckt habe ich ihn vor ein paar Jahren in der zdf.kultur – Doku (ca. 55 min) mit dem Titel „Alles kommt aus dem Schwarz und verliert sich im Weiß“. (Leider nicht mehr in der Mediathek). In diesem Film werden verschiedene Künstler und ihre Arbeiten vorgestellt, die nur mit einer Farbe, entweder Schwarz, Grau oder Weiß, arbeiten.
Hier weitere im Film vorkommende Künstler, deren Schwerpunkt die Farbe Schwarz ist: Regisseur Fred Kelemen, Künstler Günther Uecker, Künstler Robert Longo, Fotograf Anton Corbijn, Regisseur Michael Haneke u.a.
Januar 2022
Tage später: die Amaryllis in ihrer vollen Pracht (Foto 16).
31. Dezember 2021
Mit dieser aufblühenden Amaryllis (Foto 15) in „Stills“ wünsche ich allen ein frohes und gesundes neues Jahr.
November 2021
In „Portraits“ habe ich ein paar ältere Portraitarbeiten hinzugefügt. Wegen der Pandemie fotografiere ich zurzeit keine Menschen in meinem kleinen Studio und kann deshalb auch keine neuen Portraits zeigen. Vielleicht sollte ich mal wieder ins Archiv schauen.
Einen Bericht über mein Scannen mit dem Epson V850 Pro und VueScan Pro habe ich in „Workflow“ veröffentlicht. Wer mit der hybriden Arbeitsweise noch nicht vertraut ist, kann hier ein paar Anregungen finden.
Oktober 2021
In „Stills“ zeige ich aktuelle Fotos aus meiner Werkgruppe „Pflanzen“, an der ich seit ein paar Monaten arbeite: Guzmania-Blätter (Foto 9), Begonien-Blätter (Foto 10 + 11), Flammendes Käthchen (Foto 12), Tulpen (Foto 13), Orchidee (Foto 14).
Die Arbeiten in „Stills“ sind beeinflusst durch einen Gedanken von Irving Penn (amerikanischer Portrait- und Modefotograf), der sagte mal sinngemäß „Die Fotografie dealt mit der Wirklichkeit und möchte sich aber gleichzeitig von ihr lösen“.
Dieses Loslösen gelingt mir mit der Sichtbarkeit des Korns, dem Verschieben der Tonwerte, dem Bearbeiten der Form, dem Tonen usw. Alles Stilmittel, mit denen man sich von der aufgenommenen Wirklichkeit entfernen kann. Das entwickelte und gescannte Negativ ist der Ausgangspunkt meiner Interpretationen.
Einen ebensolchen Einfluss hatte die Äußerung in einem Interview der südafrikanischen Malerin Marlene Dumas. Sie sagte, bezogen auf die Raumdarstellung: „… ich wünschte, ich könnte auch mal ein Bild malen, in dem der Raum etwas tut“. Als Beispiel nannte sie den Maler Caravaggio, dessen hohe leere Räume in seinen Bildern lebendig und aktiv seien.
Bei meinem Stills-Projekt stehen die Objekte auf und vor weißem Papier-Hintergrund. Eine Raumebene ist somit nicht wahrnehmbar. Dumas Aussage inspirierte mich, in meinen Stills Raumebenen zu konstruieren und mit ihnen zu experimentieren. Allein durch digitales Nachbelichten und Abwedeln wird dieser Raum in den Fotos geschaffen. Die Raumwahrnehmung wird irritiert, wenn nur eine Raumebene auf einer Seite sichtbar ist (siehe z.B. Foto 7 – Pak Choi).
Es geht mir in den Stills-Arbeiten um das Loslösen und das Tun. Nichts ist wie es scheint. Es sind konstruierte Abbilder der Wirklichkeit.
September 2021
Ich habe meine Webseite etwas ändern lassen. Sie sollte „kompakter“ und übersichtlicher werden – weniger Fotos und Texte. Nicht wie ein Schuhkarton mit vielen Fotos und Zetteln drin.
Im neuen Menüpunkt „News“ werde ich Veränderungen in meiner Fotografie ankündigen.
Bei den „Portraits“ habe ich die große Anzahl der Fotos deutlich reduziert und zeige nur einen kleinen Überblick. Eine Unterscheidung zwischen MF- und 8×10-Negativen der Portraits werde ich nicht mehr vornehmen. Auch Hinweise zu meinen beiden Kameras, Hasselblad 503 CXi und Toyo 810M, werden fehlen und ein neuer Kamerakauf ist nicht geplant. Die Konzentration liegt auf Bilder-machen.
Im Menüpunkt „Stills“ zeige ich Arbeiten von verschiedenen Gemüsesorten, aber auch von Gegenständen. Seit Pandemiebeginn fotografiere ich in meinem kleinen Studio keine Menschen mehr. Aktuell bearbeite ich die Stills mit einer leichten digitalen Sepia-Tonung:
Blumenvase 1 (Foto 1), Glasvase (Foto 2), Vase 2 (Foto 3), Schmorgurken, gestreifte Aubergine, Teller (Foto 4), Süßkartoffeln (Foto 5), Ingwer (Foto 6), Pak Choi (Foto 7), Fenchel (Foto 8).
Im „Workflow“ beschreibe ich einen kleinen Teil meiner technischen Arbeitsweise, ohne einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu haben. Es gibt viele Wege zu einem guten Foto.
Da ich hybridmäßig arbeite, werde ich in unregelmäßigen Zeitabständen auch etwas über mein Scannen und Drucken schreiben.